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May 11th, 2014Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig wirtschaftliche Grundlagen bei Sparern und selbst bei Investoren mit ansehnlichem Vermögen bekannt sind.
Da wird in einem Niedrigzinsumfeld erwartet sichere Renditen über der Inflationsrate zu erzielen, ohne eine Ahnung davon zu haben, wie Renditen entstehen. In der Politik wiederum redet man von Verteilungsgerechtigkeit, ohne zu verstehen, wie die zu verteilenden Einkommen entstehen können, um zugleich Staatsschulden zu stabilisieren, Steuern zu senken, Arbeitslosigkeit zu reduzieren und für Sparer höhere Zinsen zu erwirtschaften.
Um es auf den Punkt zu bringen:
Erträge entstehen ausschließlich durch den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen, also durch das wirtschaftliche Handeln von Unternehmen (inkl. Landwirtschaft) auf der Grundlage bestens ausgebildeter Mitarbeiter.
Überall wo sonst Geld verdient wird, ob durch Gehälter, Zinsen, Dividenden, Steuereinnahmen oder Zuschüssen, werden lediglich vorhandene Mittel in andere Kanäle geleitet.
2 Beispiele:
1. Der Staat
Überall wo der Staat keine unmittelbare Dienstleistung erbringt, verteilt er verdiente Gelder um, zum Teil an seine Angestellten / Beamten, zum Teil an die Empfänger von Sozialleistungen und Förderungen. Insgesamt kommt dies dem sozialen Frieden und Teilen der Wirtschaft zu gute, vor allem, solange zusätzliche Ausgaben durch Schulden finanziert werden können. Sobald aber die jährlichen Zinszahlungen das Wirtschaftswachstum überschreiten, belastet der Staat langfristig die Wirtschaft und damit unser aller Einkommen.
2. Das Sparbuch
Von der Spekulation abgesehen, verdienen Banken an den Darlehen, die sie vergeben (und den Gebühren für die Verwaltung des Geldes). Die eigentliche Renditequelle ist dabei wieder das unternehmerische Handeln: wenn mehr Produkte mit mehr Gewinn verkauft werden und die Angestellten dadurch mehr verdienen, können Darlehen und Zinsen zurückgeführt werden. Ist dies nicht der Fall, kommt es zu Ausfällen und die Bank verliert Geld.
Die Sparbuchzinsen sind dann, wirtschaftlich betrachtet, jene Beträge, die von den verdienten Darlehenszinsen nach Abzug eigener Kosten und eventueller Ausfälle übrig bleiben.
Was bedeutet das für den Sparer?
Für den Sparer bedeutet das, dass er langfristig nur durch die Beteiligung an Unternehmensgewinnen eine gute Rendite erzielen kann. Je mehr von diesen Gewinnen von Banken, Versicherungen, Fondsgesellschaften, vom Staat etc. abgeschöpft wird, desto geringer ist der Prozentsatz, der dem Anleger bleibt.
In der Praxis geht es dabei langfristig um Unterschiede von mehreren tausend Prozent!!!
Ibbotson Associates haben einmal errechnet, wieviel aus einem Dollar, den ein Sparer vor der großen Wirtschaftskrise, d.h. Ende 1925 investiert hätte, bis ins Jahr 2000 geworden wären: bei langfristigen Staatsanleihen 49 Dollar, bei Aktien zwischen 2.500 und 6.000 Dollar. Beim Sparbuch wären es deutlich unter der Geldentwertung auf 10 Dollar gewesen, bei Private Equity Beteiligungen im Schnitt deutlich mehr als bei Aktien.
Die Frage ist berechtigt:
Wollen so viele ihr Geld verlieren? – Oder warum legen die meisten ihr Geld immer noch auf’s Sparbuch? – Und warum lesen wir das so selten?